Dehnungsverhalten von nassem Haar - Haarpflege & Haarpflegeprodukte | Haar & Frisur Forum

zottel · Alter: 45 Anmeldedatum: 10.10.2006 Beiträge: 63 Status: Offline

Im nassen Zustand sind die Wasserstoffbrücken im Haar gelöst. Die Peptidspiralen verlieren an Stabilität. Dadurch verändert sich das Dehnungsverhalten des Haares.

Sobald das Haar Wasser aufnimmt, wird es ohne Krafteinwirkung länger. Beim Hygrometer wird der Längenzuwachs feuchter Haare als Maßstab für die Luftfeuchtigkeit herangezogen.

Wird nasses Haar z. B. im Nacken stumpf geschnitten, entsteht nach dem Trocknen eine leichte Graduierung, weil das längere Deckhaar sich beim Trocknen stärker verkürzt als die darunter liegenden kürzeren Haarpartien. Die Dehnung von nassem Haar kann durch Zugwirkung verstärkt werden. Beim Schneiden des Ponys wird das Haar oft sehr straff geführt, wodurch es zusätzlich gedehnt wird. Beim Trocknen verkürzt es sich wieder. Wegen seiner Sprungkraft hängt das trockene Haar nicht mehr glatt herunter. Der Pony der fertigen Frisur ist erheblich kürzer als im nassen Zustand.

Überdehnung von nassem Haar. Beim Fönen wird feuchtes Haar mit der Bürste gespannt und dabei zusätzlich gedehnt. Wird das Haar während des Trocknens in zu starker Spannung gehalten, kann es sich nicht in seine Ausgangslänge zurückziehen. Es wird überdehnt, die Dehnung ist irreversibel.

Blondiertes Haar ist im nassen Zustand besonders leicht dehnbar. Es darf beim Fönen auf keinen Fall stark gezogen werden.
Durch zu straffes Wickeln bei der Dauerwelle wird das Haar ebenfalls überdehnt. Besonders gefährdet ist auch hier blondiertes Haar. Durch Überdehnung des Haares wird das Keratin so stark geschädigt, daß das Haar an Spannkraft verliert. Das gefönte Haar erlangt keine Sprungkraft - die Dauerwelle hängt sich aus.

Plastizität

Das Haar ist elastisch, seine Spannkraft läßt eine Umformung nicht zu. Soll das Haar umgeformt werden, muß es vorübergehend vom elastischen Zustand in einen plastischen (verformbaren) Zustand versetzt werden. In der Friseurpraxis wird das Haarkeratin durch Lösen der Wasserstoff-, Salz- und Schwefelbrücken plastisch gemacht.

Die schwächste Form der Plastizität wird im nassen Zustand durch Lösen der Wasserstoffbrücken erreicht. Wickelt man das Haar z.B. auf Volumenwickler und trocknet es schließen sich die Wasserstoffbrücken wie: der, und das Haar hat die Form des Volumenwicklers angenommen. Die Plastizität ist aufgehoben, das Haar ist wieder elastisch. Ähnlich erfolgt die Umformung des trockenen Haares mit dem Lockenstab. Mit Hilfe von Wärme und der Restfeuchtigkeit im Haar werden die Wasserstoffbrücken gelöst. Das Haar ist kurzfristig plastisch und wird durch den Lockenstab verformt. Mit dem Auskühlen erhält es seine Elastizität zurück.
Bei der Dauerwelle werden zusätzlich die Salz- und Schwefelbrücken gelöst. Dadurch wird die größtmögliche Plastizität erreicht. Beim Fixieren werden diese Brücken geschlossen, das plastische Keratin wird wieder gefestigt. Der Vorgang der Keratinhärtung ist mit dem Ende der Fixierung noch nicht abgeschlossen. Erst wenn durch das Trocknen des Haares die Wasserstoffbrücken geschlossen sind, ist die Plastizität des Haares zum größten Teil rückgängig gemacht worden. Gleichzeitig gewinnt das Haar einen Teil seiner Elastizität zurück. Die Elastizitätsverluste werden durch Schäden im Keratin verursacht.

Nachbehandlungspräparate beschleunigen und verstärken die Keratinhärtung. Elastizitätsverluste können durch Keratinhärter verringert werden.

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